TY - JOURS T1 - Zur Evolution des menschlichen Kopfes. Der Modus der Komplexitätsverschiebung und die Rolle von Heterochronie und Plastizität Kümmell, Susanna JAS - Jahr für Goethe. JF - Jahrbuch für Goetheanismus PY - 2015 VL - 2015 SP - 15 EP - 102 DO - 10.18756/jfg.2015.15 SN - Print :1866-4830 Online : 2750-2341 LA - de N2 - In der Evolution des menschlichen Kopfes findet eine Komplexitaetsverschiebung statt Komplexitaet wird vorwiegend in dem Bereich in welchem der Organismus ueber die Nahrung direkt mit der Umwelt in Kontakt tritt distal in der Kieferregion abgebaut Proximal im Innern im Gehirn wird neben auch vorhandenen Abbauvorgaengen Komplexitaet vorwiegend aufgebaut Die Evolution der Sprache mit ihren Sprachwerkzeugen steht vermittelnd dazwischen und bildet einen Gradienten mit vorwiegendem Komplexitaetsaufbau proximal und Komplexitaetsabbau distal Der Komplexitaetsabbau in der Kieferregion findet durch Paedomorphose Neotenie und Postdisplacement statt der Komplexitaetsaufbau des Gehirns durch Peramorphose sequenzielle Hypermorphosc und Predisplacement Bei beiden Prozessen spielt neben anderen Faktoren Plastizitaet eine Rolle Sowohl die Kieferpartie als auch das Gehirn reagieren hochgradig plastisch auf Anforderungen Die Kieferpartie wird dabei durch die Kulturleistungen entlastet das Gehirn hingegen weiter angeregt was zu seinem Strukturaufbau beitraegt Es ist wahrscheinlicher dass die Gene den plastischen AEnderungen folgen als dass sie evolutive AEnderungen ausloesen UEber seine hohe Plastizitaet auf biologischer Ebene und durch den Gebrauch und die Entwicklung von Werkzeugen die Sprache und den sozialen Umgang ist der Mensch mit seiner Lebensweise an seiner eigenen Evolution beteiligtIm Laufe der Evolution ist der Mensch mit seinem neotenen Kieferapparat immer weniger in die Umwelt eingebunden Fuer die Nahrungsaufbereitung machen ihn Werkzeuge und Feuer zunehmend von einzelnen Nahrungsquellen unabhaengiger Gleichzeitig ermoeglichten der zunehmende Schutzraum der elterlichen Fuersorge und die damit einhergehende Verlaengerung der Kindheit und Jugend ein laengeres Wachstum des Gehirns und eine Zunahme an Lernprozessen Damit konnte angeborenes und vorgepraegtes Verhalten durch intensivierte und laengere Lernvorgaenge weitgehend ersetzt werden Durch beide Entwicklungen erlangt der einzelne Mensch eine hoehere Flexibilitaet und Autonomie und die Menschen werden als kulturelle Gemeinschaft autonomer gegenueber der Umwelt Bei der Evolution des Kopfes werden gerade die kindlichen Qualitaeten des Kopfes das Lernvermoegen die hohe Plastizitaet des Gehirns das hohe Gehirnwachstum und die geringe Ausreifung der Kieferpartie durch die fruehontogenetisch einsetzende Peramorphose beim Gehirn gesteigert und durch die vorwiegend gegen Ende der Wachstumsphase wirkende Paedomorphose des Kauapparates bewahrt Im Kopf ist es die Zunahme kindlicher Charakteristika die zu der menschlichen Autonomie beitraegt in den unteren Gliedmassen hingegen die Zunahme adulter Qualitaeten N1 - In the evolution of the human head a Shift in complexity takes place Complexity is predorninately reduced in the jaw region distally in which the organism comes into direct contact with the environment through nutrition Proxirnally in the brain besides the degradation processes present complexity is predominately increased The evolution of language with its organs of speech occupies an intermediate mediating role and forms a gradient with predominately increasing complexity proximal and decreasing complexity distal The reduction of complexity in the jaw region takes place through paedomorphosis neoteny and postdisplacement the increase of complexity of the brain through peramorphosis sequential hypermorphosis and predisplacement Plasticity along with other factors plays a role in both processes Both the jaw region and the brain react highly plastically to their use Thus the jaw region is relieved through cultural achievements like tool use whereas the brain is further stimulated by them which contributes to its increasing structure It is more likely that the genes follow the plastic changes than that they are the leaders in the evolution of novelties Because of the high plasticity at the biological level and through the development of tools language and a social way of living humans contribute to their own evolutionIn the course of evolution humans with their neotenic jaw apparatus become increasingly free from their environment With the culture of tools and the use of fire they become more and more independent of single food sources Simultaneously childhood and youth was prolonged in connection with the increasing protection by parental care This was correlatcd with a longer period of brain growth and an increase in learning processes Thus innate and instinctive behaviour could be largcly replaced by longer and more intensive learning processes and individuals could acquire greater flexibility and creativity than their ancestors IIumans became more autonomous In the evolution of the head precisely its childlikc qualities the learning capacity the high plasticity of the brain the high brain growth and the comparatively small jaw part are increased through an ontogenetically early onset of peramorphosis in the brain and preserved by a predominantly late paedomorphosis of the chewing apparatus Th us in the head the increase of childlike features contrihutes to human autonomy whereas in the lower limbs it is the increase in adult qualities AB - In der Evolution des menschlichen Kopfes findet eine Komplexitaetsverschiebung statt Komplexitaet wird vorwiegend in dem Bereich in welchem der Organismus ueber die Nahrung direkt mit der Umwelt in Kontakt tritt distal in der Kieferregion abgebaut Proximal im Innern im Gehirn wird neben auch vorhandenen Abbauvorgaengen Komplexitaet vorwiegend aufgebaut Die Evolution der Sprache mit ihren Sprachwerkzeugen steht vermittelnd dazwischen und bildet einen Gradienten mit vorwiegendem Komplexitaetsaufbau proximal und Komplexitaetsabbau distal Der Komplexitaetsabbau in der Kieferregion findet durch Paedomorphose Neotenie und Postdisplacement statt der Komplexitaetsaufbau des Gehirns durch Peramorphose sequenzielle Hypermorphosc und Predisplacement Bei beiden Prozessen spielt neben anderen Faktoren Plastizitaet eine Rolle Sowohl die Kieferpartie als auch das Gehirn reagieren hochgradig plastisch auf Anforderungen Die Kieferpartie wird dabei durch die Kulturleistungen entlastet das Gehirn hingegen weiter angeregt was zu seinem Strukturaufbau beitraegt Es ist wahrscheinlicher dass die Gene den plastischen AEnderungen folgen als dass sie evolutive AEnderungen ausloesen UEber seine hohe Plastizitaet auf biologischer Ebene und durch den Gebrauch und die Entwicklung von Werkzeugen die Sprache und den sozialen Umgang ist der Mensch mit seiner Lebensweise an seiner eigenen Evolution beteiligtIm Laufe der Evolution ist der Mensch mit seinem neotenen Kieferapparat immer weniger in die Umwelt eingebunden Fuer die Nahrungsaufbereitung machen ihn Werkzeuge und Feuer zunehmend von einzelnen Nahrungsquellen unabhaengiger Gleichzeitig ermoeglichten der zunehmende Schutzraum der elterlichen Fuersorge und die damit einhergehende Verlaengerung der Kindheit und Jugend ein laengeres Wachstum des Gehirns und eine Zunahme an Lernprozessen Damit konnte angeborenes und vorgepraegtes Verhalten durch intensivierte und laengere Lernvorgaenge weitgehend ersetzt werden Durch beide Entwicklungen erlangt der einzelne Mensch eine hoehere Flexibilitaet und Autonomie und die Menschen werden als kulturelle Gemeinschaft autonomer gegenueber der Umwelt Bei der Evolution des Kopfes werden gerade die kindlichen Qualitaeten des Kopfes das Lernvermoegen die hohe Plastizitaet des Gehirns das hohe Gehirnwachstum und die geringe Ausreifung der Kieferpartie durch die fruehontogenetisch einsetzende Peramorphose beim Gehirn gesteigert und durch die vorwiegend gegen Ende der Wachstumsphase wirkende Paedomorphose des Kauapparates bewahrt Im Kopf ist es die Zunahme kindlicher Charakteristika die zu der menschlichen Autonomie beitraegt in den unteren Gliedmassen hingegen die Zunahme adulter Qualitaeten ST - Zur Evolution des menschlichen Kopfes UR - https://dx.doi.org/10.18756/jfg.2015.15 Y2 - 2024-05-17 05:25:03 ER -