TY - JOURS T1 - Von der Symbiose zum sogenannten Brutparasitismus . Teil II: Die Beziehungen der Webervögel und Prachtfinken zu den brutparasitierenden Witwenvögeln Streffer, Walther JAS - Jahr für Goethe. JF - Jahrbuch für Goetheanismus PY - 2014 VL - 2014 SP - 71 EP - 184 DO - 10.18756/jfg.2014.71 SN - Print :1866-4830 Online : 2750-2341 LA - de N2 - Die drei heute getrennten Vogelfamilien der Weber Witwen und Prachtfinken wurden waehrend des letzten Jahrhunderts taxonomisch haeufig wechselnd als eine grosse Familie mit entsprechenden Unterfamilien angesehen Sie gehoerten urspruenglich vermutlich einer Familie an In der Webewogelgruppe gibt es eine Gattung in der bei den Maennchen einiger Arten die Schwanzfedern extrem verlaengert sind Im Sinne des Goetheschen K ornpensatzonsprinzips fallen diese Voegel durch zwei sich gegenseitig bedingende Verhaltensveraenderungen auf Die drei langschwaenzigsten dieser EuplectesWeber zeigen ein ausgepraegtes Balzuerhalten zum Teil mit Balzarena waehrend der sonst bei den Webern so extrem ausgepraegte Nesthautrieb der Maennchen zum grossen Teil oder vollstaendig erloschen ist Die morphologischen Veraenderungen der Schwanzfedern die Imponierbalz die doppelte Mauser also des Prachtgefieders und der Schwanzfedern die polygame Lebensweise der weberartige Teil des Gesanges wie auch die Kropffuetterung weisen die Euplectinen als die Vorfahren der Viduiden aus Die Kropffuetterung war vermutlich kein Anpassungsprozess an die Wirtsvoegel sondern die Viduiden waren wegen dieser speziellen Fuetterungstechnik auf die Prachtfinken angewiesen Die Verbindung der Witwen zu den nahe verwandten Webern basiert vor allem auf stammesgeschichtlichen Merkmalen waehrend die uebereinstimmenden morphologischen und ethologischen Merkmale von Witwen und Prachtfinken den Schluss nahe legen dass es Anpassungen an das Brutschmarotzertum der Witwen sind beispielsweise die Rachenzeichnungen und Bettellaute der Nestlinge wie auch die Gefiederzeichnung der flueggen Jungen Bei den urspruenglichen Webergattnngen zu denen auch Eaplectes gehoert ist leooperatiue Bratpflege nachgewiesen die auch vermehrt bei Prachtfinken zu finden ist Die Webervogelmaennchen besitzen zum grossen Teil einen ueberstarken Nestbautrieb sodass sie mehrheitlich ueberzaehlige Nester bauen die gern von den Prachtfinken benutzt werden Diese wiederum leben haeufig in lebenslanger Partnerschaft und haben einen ausgepraegten Bruttrieb Sie bringen den Viduiden ein grosses soziales Potenzial entgegen und uebernehmen fuer deren Nachkommen die Brutpflege In dieser Vogelgruppe zeigt sich wie bei den Kuckucken dass symbiotiscbes Verhalten dem parasitisclen vorausgebt Der Brutparasitisnms der Viduidae zeigt aber ein voellig anderes Gesicht Die Eiablage des Witwenweibchens findet beispielsweise meistens friedlich oder sogar in Anwesenheit der Wirtsvoegel statt Das haengt ursaechlich damit zusammen dass Witwen und Prachtfinken gleichermassen Singvoegel sind So kann das Witwenmaennchen in der Naehe des Wirtsvogelnests durch Gesangsmimikry eine vertraute Klangstimmung erzeugen wodurch die Witwen nicht als Feinde betrachtet werden Diese exakten Nachahmungen sind aber nicht zum Zwecke der Taeuschung entwickelt worden denn die Witwenmaennchen lernen als Nestlinge das gesamte Stimmrepertoire ihrer Wirtsvoegel auf ganz natuerliche Weise wie es fast alle jungen Singvoegel tun In einzigartiger Weise kann so zwischen Witwen und Prachtfinken das spielerische musikalische Element seinen verbindenden positiven Einfluss ausueben Das scheint mir einer der wesentlichen Gruende zu sein warum wir es hierim Gegensatz zum einheimischen Kuckuck mit dem sanftesten Brutparasitismus in der Vogelwelt zu tun haben den man eigentlich BrutAssoziation nennen koennte N1 - The three bird families weavers viduids whydahsindigobirds and estrildids waxbills which today are classified separately during the last century were regarded often taxonomically variably as one big family with corresponding subfamilies They probably once belonged to one family In the weaverbird group there is a genus whose males of some species have extremely long tail feathers Following Goethes compensation principle these birds are remarkable for two behavioural variants that reciprocally determine one another The three longesttailed species of the widowbirds Euplectes weavers show a marked courtship display partly with a courtship arena whereas the extremely marked nest building drive of the males is largely or completely elirninated The morphological changes in the tail feathers the impressive courtship the double moult ie of the breeding plumage and the tail feathers the polygamous lifestyle the weaverlike part of the song as well as the cropfeeding indicate the Euplectes to be ancestors of the Viduidae Cropfeeding was probably not a process of adaptation to the host birds but the Viduidae on account of this special feeding technique were dependent upon the waxbills The connection between the viduids and their near relatives the weavers is based primarin on phylogenetic characteristics whereas correspondence in morphological and ethological characteristics between the viduids and waxbills tends to the conclusion that adaptations to the brood parasitism of the viduids is involved for example the throat markings and the begging calls of the nestlings as well as the feather marking of fledglings In the original weaver genera to which Euplectes also belongs cooperative brood care has been demonstrated Which is also exists enhanced in waxbills Weaverbird males for the most part have an excessively strong nestbuilding drive to the extant that they build surplus nests that are used by waxbills Moreover these frequently live in lifelong partnersal and have a marked nesting instinct They introduce into the viduids a large social potential and take on the brood care of progeny In this large bird group it is evident as with cuckoos that symbiotic behaviour precedes parasitism But the brood parasitism of the viduids shows a completely different aspect For example the egglaying of the viduid female takes place peacefully or even in the presence of the host bird That is causally connected with the fact that viduids and estrildids are both songbirds And thus in the vicinity of the host birds nest the viduid male can through song rnirnicry produce a familiar sound mood which means that the viduids are not regarded as enernies However these exact imitations were not developed in order to deceive because the viduids males learn as nestlings the entire vocal repertoire of their host bird in the completely normal way that happens with almost all songbird young In a unique way between the viduids and the estrildids the playful musical element can exert its uniting positive influence To me this appears to be a significant reason why here in contrast to our native cuckoo we are dealing with the most benign brood parasitism in the bird world one that we could actually call brood association AB - Die drei heute getrennten Vogelfamilien der Weber Witwen und Prachtfinken wurden waehrend des letzten Jahrhunderts taxonomisch haeufig wechselnd als eine grosse Familie mit entsprechenden Unterfamilien angesehen Sie gehoerten urspruenglich vermutlich einer Familie an In der Webewogelgruppe gibt es eine Gattung in der bei den Maennchen einiger Arten die Schwanzfedern extrem verlaengert sind Im Sinne des Goetheschen K ornpensatzonsprinzips fallen diese Voegel durch zwei sich gegenseitig bedingende Verhaltensveraenderungen auf Die drei langschwaenzigsten dieser EuplectesWeber zeigen ein ausgepraegtes Balzuerhalten zum Teil mit Balzarena waehrend der sonst bei den Webern so extrem ausgepraegte Nesthautrieb der Maennchen zum grossen Teil oder vollstaendig erloschen ist Die morphologischen Veraenderungen der Schwanzfedern die Imponierbalz die doppelte Mauser also des Prachtgefieders und der Schwanzfedern die polygame Lebensweise der weberartige Teil des Gesanges wie auch die Kropffuetterung weisen die Euplectinen als die Vorfahren der Viduiden aus Die Kropffuetterung war vermutlich kein Anpassungsprozess an die Wirtsvoegel sondern die Viduiden waren wegen dieser speziellen Fuetterungstechnik auf die Prachtfinken angewiesen Die Verbindung der Witwen zu den nahe verwandten Webern basiert vor allem auf stammesgeschichtlichen Merkmalen waehrend die uebereinstimmenden morphologischen und ethologischen Merkmale von Witwen und Prachtfinken den Schluss nahe legen dass es Anpassungen an das Brutschmarotzertum der Witwen sind beispielsweise die Rachenzeichnungen und Bettellaute der Nestlinge wie auch die Gefiederzeichnung der flueggen Jungen Bei den urspruenglichen Webergattnngen zu denen auch Eaplectes gehoert ist leooperatiue Bratpflege nachgewiesen die auch vermehrt bei Prachtfinken zu finden ist Die Webervogelmaennchen besitzen zum grossen Teil einen ueberstarken Nestbautrieb sodass sie mehrheitlich ueberzaehlige Nester bauen die gern von den Prachtfinken benutzt werden Diese wiederum leben haeufig in lebenslanger Partnerschaft und haben einen ausgepraegten Bruttrieb Sie bringen den Viduiden ein grosses soziales Potenzial entgegen und uebernehmen fuer deren Nachkommen die Brutpflege In dieser Vogelgruppe zeigt sich wie bei den Kuckucken dass symbiotiscbes Verhalten dem parasitisclen vorausgebt Der Brutparasitisnms der Viduidae zeigt aber ein voellig anderes Gesicht Die Eiablage des Witwenweibchens findet beispielsweise meistens friedlich oder sogar in Anwesenheit der Wirtsvoegel statt Das haengt ursaechlich damit zusammen dass Witwen und Prachtfinken gleichermassen Singvoegel sind So kann das Witwenmaennchen in der Naehe des Wirtsvogelnests durch Gesangsmimikry eine vertraute Klangstimmung erzeugen wodurch die Witwen nicht als Feinde betrachtet werden Diese exakten Nachahmungen sind aber nicht zum Zwecke der Taeuschung entwickelt worden denn die Witwenmaennchen lernen als Nestlinge das gesamte Stimmrepertoire ihrer Wirtsvoegel auf ganz natuerliche Weise wie es fast alle jungen Singvoegel tun In einzigartiger Weise kann so zwischen Witwen und Prachtfinken das spielerische musikalische Element seinen verbindenden positiven Einfluss ausueben Das scheint mir einer der wesentlichen Gruende zu sein warum wir es hierim Gegensatz zum einheimischen Kuckuck mit dem sanftesten Brutparasitismus in der Vogelwelt zu tun haben den man eigentlich BrutAssoziation nennen koennte ST - Von der Symbiose zum sogenannten Brutparasitismus UR - https://dx.doi.org/10.18756/jfg.2014.71 Y2 - 2024-05-02 08:30:20 ER -