Das Gemüt als Pforte zur Menschenwürde

Jahrbuch für Goetheanismus 2015, 2015, P.237-272 | DOI: 10.18756/jfg.2015.237

Zusammenfassung:

Das Gemüt als Pforte zur Menschenwürde

Als das größte Hindernis für eine naturalistische (sprich: einheitlich physikalische, oder schlichter ausgedrückt: materialistische) Erklärung des menschlichen Bewusstseins wird in der gegenwärtigen philosophischen Diskussion das so genannte »phänomenale« Bewusstsein des Menschen gesehen. Aber eine »Erklärung« kann nicht greifen, bevor nicht wenigstens eine phänomenologische Charakterisierung des »phänomenalen« Bewusstseins geleistet ist. Dabei stellt sich heraus, dass die drei Seelcnkräfte des Denkens, Fühlens und Wollens nahezu immer präsent sind, wenn es um Bewusstseinszustände geht. Eine Phänomenologie des Bewusstseins ist also gar nicht möglich ohne den differenzierten Einbezug unterbewusster Vorgänge des Seelenlebens. Dies Letztere führt unter anderem zu einer radikalen Neubewertung des Gemütes und insofern auch zu einem radikal neuen Verständnis der Gemüts- und Verstandesseele des Menschen. In methodischer Hinsicht ist dies der Versuch einer goetheanistischen Psychoanalyse rnit dem Ziel, die Strukturen des menschlichen Seelenlebens im Sinne der goetheschen »Urphänomene« zu verstehen.

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